Dieser Kaffee war der zweite fair gehandelte Kaffee eines Fußballklubs überhaupt. In diesem Projekt steckt also jede Menge Pionierarbeit. Es war ein langer und steiniger Weg bis endlich alles gepasst hat. Unterstützung erhielten wir dabei von Aues dienstältestem Spieler Skerdilaid Curri. Er erklärte sich bereit, als kostenloser Pate des Kaffees zu fungieren, da er den hart arbeitenden Ureinwohnern Mexikos helfen wollte. Im Rahmen seiner Patenschaft, erklärte er sich zu einigen Fotos und einem Interview bereit, welches untenstehend zu finden ist:
Im heutigen Fußball wechseln die Spieler ständig den Verein. Wie kommt es da, dass Sie schon 7 Jahre bei Aue spielen?
„Der Verein hat mich von Anfang an beeindruckt, damit meine ich die lange Tradition und die tollen Fans, aber auch die herrliche erzgebirgische Landschaft. Deswegen war auch nach dem Abstieg in die 3. Bundesliga für mich klar, dass ich beim FCE bleibe, denn ein Kavalier verlässt seine Dame nicht!“
Wie wichtig ist Fairplay im Millionengeschäft Fußball und auch außerhalb des Stadions?
„Im Fußball geht es schon um viel Geld und nicht nur um die Freude am Spiel. Dennoch ist Fairplay gegenüber den Mitspielern immer noch wichtig. Außerhalb des Stadions bin ich ein Mensch wie jeder andere auch. Dabei ist es mir besonders wichtig, fair zu anderen Menschen zu sein, egal welchen Alters und welcher Hautfarbe.“
Warum unterstützen sie den fair gehandelten FCE-Kaffee? „Weil ich gesehen habe, wie hart die Menschen für den Anbau des Kaffees arbeiten müssen und dennoch nur sehr wenig dabei verdienen. Da wollte ich natürlich mithelfen, die Lebenssituation der Kaffeebauern zu verbessern. Das meine ich auch mit dem fair zu anderen Menschen sein, egal wo sie herkommen. Alleine kann man wenig erreichen, aber gemeinsam können wir die Lebensbedingungen der Indios verbessern.“
Vielen Dank für das Interview!
Fairplay ist nicht nur im Sport wichtig, sondern auch im wahren Leben. Deswegen gibt es jetzt das Kaffeeprojekt „Aue spielt fair“, welches in Zusammenarbeit des "FC Erzgebirge Aue" und des "Eine Welt Laden Aue e.V." entstanden ist. Für den verwendeten Kaffee aus Mexiko erhalten die Bauern einen fairen Lohn, von dem sie sich und ihrer Familie ein würdevolleres Leben finanzieren können. Kaffee ist zwar nach Erdöl das wichtigste Exportgut der Welt, doch die Preise sind so niedrig, dass für die Bauern kaum noch etwas übrig bleibt. Die Gewinne hingegen machen andere.
Anders beim fairen Handel, hier kann durch langfristige Verträge mit den Bauern eine gewisse Planungssicherheit für diese hergestellt werden.
Mexiko ist ein Land in Mittelamerika und grenzt an die USA im Norden, sowie an Guatemala und Belize im Süden. Das Land zählt 110 Mio. Einwohner und ist über 5 x so groß wie Deutschland. 1517 landeten die ersten Schiffe an der mexikanischen Küste und Mexiko wurde zur spanischen Kolonie. Durch einen Unabhängigkeitskrieg wurde das Land im Jahre 1823 zur Republik. In den folgenden Jahren war Mexiko in Kriege mit den USA und Frankreich verwickelt, bevor 1917 die noch heute gültige Verfassung in Kraft trat. Die Bevölkerungsverteilung ist wie folgt: 60% Mestizen, 30% Indios, 9% Weiße und 1% Schwarze und Asiaten. Obwohl die wirtschaftlichen Einnahmen des Landes relativ hoch sind, profitieren nur wenige von dem eingenommenen Geld und so leben 40% der Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze (von weniger als 2 € pro Tag). Bei den Indios liegt der Anteil der in Armut lebenden Bevölkerung sogar bei 80%!
Der FCE-Kaffee stammt von zwei verschiedenen Kooperativen Südmexikos. Diese heißen "Organisación de Productores de Café de Ángel Albino Corzo" (OPCAAC) und "Yeni Navan – MICHIZA". Die Kooperativen zählen über 1260 Kleinbauern aus 48 Gemeinden zu ihren Mitgliedern. Diese sind fast ausschließlich Indios, die noch heute benachteiligten Ureinwohner Mexikos. Sie bauen ihren Kaffee auf biologischer Grundlage an. Es werden keinerlei giftige Spritzmittel verwendet, da diese für die Bauern schädlich sind und die Umwelt zerstören. Um auf Bio umstellen zu können, waren jedoch finanzielle Mittel u.a. von "EL PUENTE" nötig, ohne welche die Kleinbauern nicht zu diesem Schritt in der Lage gewesen wären. Für die manuelle Bewirtschaftung steht jedem Bauer durchschnittlich 1ha Land zur Verfügung. Auf diesem wird sortenreiner Hochland-Arábica Kaffee angebaut.
Da Kaffeepflanzen Tiefwurzler sind, schützen sie zudem vor Bodenerosion und sorgen somit für einen Landschaftserhalt. Geerntet wird in 4 Schüben, da nicht alle Kaffeebohnen gleichzeitig reifen. Während dieser Erntezeit, die sich von Dezember bis März erstreckt, werden zusätzliche Erntehelfer eingestellt.
In diesem Sinne möchte ich an das Lied „You’ll Never Walk Alone!“ erinnern. Also lasst uns den Indios helfen und sie ein Stück weit in ihrem Kampf für ein besseres Leben begleiten!
Städtekaffees gibt es ja mittlerweile eine Menge. Diese sind allerdings in so kleinen Städten wie Aue eher schwer umsetzbar, da schlichtweg die Kundschaft fehlt.
Was aber, wenn man einen Kaffee hat, mit dem sich die ganze Region identifizieren kann? So verhält es sich mit dem FCE-Kaffee. Er ist nach dem Projekt der Weltladenbasis mit Schalke 04 erst der zweite Vereinskaffee Deutschlands und somit noch relatives Neuland.
Dankenswerterweise stand uns der Publikumsliebling des FC Erzgebirge Aue, Skerdilaid Curri, dafür als Pate zur Verfügung. Er unterstützte beispielsweise unseren Verein bei einem Vortrag über Fair gehandelten Kaffee an einer Schule.
Genau solche Aktionen waren auch das Ziel. Wir wollten über die „Veilchen“ an ganz neue Bevölkerungsschichten herantreten, die zuvor noch nie etwas vom Fairen Handel gehört hatten und ohne den FCE-Kaffee wohl auch nie etwas davon hören werden. Mit über 500 verkauften Päckchen in den ersten 4 Monaten können wir unseren Vorstoß diesbezüglich auch durchaus als gelungen bewerten. Der Erfolg, welcher in den Köpfen der Käufer stattfindet, lässt sich allerdings (noch) nicht ermessen. Ein Zitat Curris über den Fairen Handel ist auf der Rückseite jedes Kaffeepäckchens zu lesen.
Außerdem wird zu jedem Päckchen ein Flyer gereicht. In diesem wird kurz erläutert, wie der Faire Handel den mexikanischen Indios, von welchen der Kaffee kommt, hilft. Zudem ist ein Interview mit Skerdi enthalten. Nicht verschweigen wollen wir, dass bei einem Vereinskaffee ganz neue Schwierigkeiten auftraten. Wir mussten uns z.B. um die Lizenzgebühren kümmern. Dankenswerterweise hat uns der FC Erzgebirge Aue diese aber vorerst erlassen.
Da der Zweitligaverein einige Kaffeesponsoren hat, die die Lizenzfreiheit gar nicht gerne sehen, läuft der FCE-Kaffee nun leider aus. Uns wurde allerdings freigestellt das Projekt weiterzuführen, nur dürfen wir jetzt weder Logo noch Name des Vereins verwenden. Es ist fraglich, ob sich der Aufwand dann noch lohnt. Eine andere bessere Alternative dürften Autogrammstunden mit Spielern des FC Erzgebirge Aue im Weltladen Aue sein. Dies wurde uns vom Verein bei einer abschließenden Besprechung des FCE-Kaffees angeboten.
Einen Dank möchten wir dem FCE-Fanshop und dem FCE für seine Kooperation aussprechen. Außerdem möchten wir der Stiftung Nord-Süd-Brücken und dem Bundesministerium für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit für die finanzielle Unterstützung danken. Ein ganz dickes Dankeschön, geht auch an: Maria, Gisela, Birgitt, Jule, René, Gabi, Andreas, Doro, Dana, Weltladenbasis, EL PUENTE, Eine Welt e.V. Leipzig. Ohne all diese Partner wäre der Kaffee nicht so weit gekommen.